Nach Bombenfund in Pente: Langes Warten auf schnelle Sprengung

 Ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Dienstagabend in Pente erfolgreich gesprengt worden. Zuvor hatte es eine der größten Evakuierungsaktionen in Bramsche seit sehr langer Zeit gegeben.

Es musste alles sehr, sehr schnell gehen an diesem Dienstag in Bramsche: Am Vormittag gegen 11 Uhr war bei Baggerarbeiten auf einem Betriebsgelände in Pente eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Sofort stand fest: Den Blindgänger unschädlich zu machen duldet keinen Aufschub.

Schon eine halbe Stunde später wurde der Mittellandkanal zwischen Bramsche und Recke gesperrt, ebenso der Stichkanal nach Osnabrück – das betroffene Gelände liegt unmittelbar an den beiden Wasserstraßen.

1100 Menschen betroffen

Am frühen Nachmittag informierte die Stadt Bramsche die Öffentlichkeit über bevorstehende Evakuierungsmaßnahmen in einem Radius von einem Kilometer um den Fundort der Bombe. Ein Teil von Pente war davon betroffen, wesentlich gravierender allerdings Achmer. „Insgesamt geht es um rund 1100 Menschen, die ihre Häuser verlassen müssen beziehungsweise nicht dorthin zurückkönnen, wenn sie von der Arbeit kommen“, erklärte Matthias Hintz, der für die Stadt Bramsche alle notwendigen Maßnahmen koordinierte. Eine gewisse Routine hat Hintz bereits: Er war schon zuständig, als im November 2014 kurz hintereinander Blindgänger in Achmer und Pente gefunden wurde, später auch bei einem weiteren Einsatz in Hesepe.

Firmen geräumt

Die jetzige Evakuierungsaktion wurde jedoch „eine der größten, die es seit sehr langer Zeit in Bramsche gegeben hat“, meinte Hintz. Denn zusätzlich zu den Einwohnern mussten auch einige Firmen im Industriegebiet in Achmer geräumt werden. Darunter der Tischdeko-Hersteller Duni: „Das hat hervorragend geklappt, besser kann es gar nicht laufen“, hieß es aus dem Bramscher Rathaus, wo die Fäden zusammenliefen.

Zumindest ein Teil davon. Denn das eigentliche Lagezentrum wurde beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) in Pente eingerichtet. Hier kamen Mitarbeiter der Stadt, des WSA, der Rettungsdienste, der Feuerwehr und der Polizei zusammen, um alle anstehenden Maßnahmen anzugehen. Vor Ort in Pente und Achmer waren Hunderte Einsatzkräfte vonnöten, um die Evakuierungen durchzuführen und später Straßensperren zu errichten.

Alle packten mit an

Dabei half sogar die Spitze der Bramscher Polizei: Kommissariatsleiterin Ann Oldiges und Kripo-Chef Burkhard Hömme standen bereit, um Autofahrer vom Einfahren in den Ort abzuhalten. „Wenn so eine plötzliche Lage auftritt, ist jeder gefragt“, meinte Oldiges. Das galt auch für die vielen Ehrenamtlichen von Rettungsdiensten und Feuerwehr: „Es ist immer wieder toll zu erfahren, wie sehr man sich auf diese Freiwilligen verlassen kann“, lobte Matthias Hintz – wohl wissend, dass nicht wenige an ihrem Arbeitsplatz alles stehen und liegen ließen, um zu helfen.

Reibungsloser Ablauf

Größere Schwierigkeiten bereitete die Evakuierung nicht: An der Dorfgemeinschaftsanlage musste ein Kinderfest vorzeitig beendet werden, damit Kinder und Eltern gemeinsam nach einem Unterschlupf für die kommenden Stunden suchen konnten. Das Deutsche Rote Kreuz half einigen wenigen Personen, die nicht mobil genug waren, um eigenständig in die Dorfgemeinschaftsanlage in Achmer oder das Bürgerhaus in Pente gelangen zu können. „Insgesamt aber ein sehr ruhiger Einsatz“, fasste der DRK-Einsatzleiter ebenso zusammen wie Ann Oldiges für die Polizei.

Nichtsdestotrotz dauerte es. Während die Evakuierung noch lief, wurde in Pente das Sperrtor des Mittellandkanals heruntergefahren – ein eher seltenes Ereignis, „aus Sicherheitsgründen, falls es nachher bei der Sprengung des Blindgängers zu Rissen in der Kanalbefestigung kommen sollte“, erklärte Konstantin Heidrich, Leiter des WSA-Außenbezirks Bramsche.

Langes Warten

Warten bis in den Abend hinein am Lagezentrum. Gerade erst hatten sich Einsatzkräfte Pizza bringen lassen, da folgte die letzte Lagebesprechung, und das entscheidende Stichwort wurde an den Kampfmittelbeseitigungsdienst übermittelt: „Sicherheit hergestellt“, heißt: Evakuierung abgeschlossen. Dies war um 20.18 Uhr, und nur sieben Minuten später kam die Rückmeldung: Der Blindgänger ist erfolgreich – und deutlich leiser als von vielen befürchtet – gesprengt worden. Die Experten hatten längst alles vorbereitet gehabt.

Zügig wurden die Straßensperren aufgehoben, die Einwohner von Pente und Achmer konnten wieder nach Hause. Und auch eines der Rätsel dieses Tages konnte noch aufgeklärt werden: Am Bürgerhaus in Pente war eifrig diskutiert worden, was denn wohl mit einer 200-köpfigen Kuhherde passieren werde, die im Evakuierungsgebiet weidete. Die Antwort: Der Landwirt konnte sie noch rechtzeitig melken, evakuiert wurden die Tiere aber nicht.

         

Quelle:  Text/Bilder: Noz u. FF Voltlage